Der Ortophäde sagt, such dir einen Physiotherapeuten der richtig gut in HWS ist. Tja….dann mal los. Das kann ja nicht so schwer sein. Hier ein bisschen surfen, da ein wenig gucken und nach einigen Telefonaten dann die Ernüchterung. Alle können ALLES. Was habe ich auch anderes erwartet *tzzz! Eine meinte, dass erst einmal massiert wird und dann schauen wir mal. Evt. würde dann die Chefin mal drüber schauen! Waaasss??? Ich habe ein ernstes Problem und sie möchte mal “drüber schauen?” Allein bei der Wortwahl fühle ich mich doch schon nicht ernst genommen. Auch wenn es deren täglich Brot ist, so ist es doch meine echte Sorge.

Das war hier im Osteopathiezentrum ganz anders. Direkt wurde mein Anliegen als sehr wichtig angesehen. Ich bekam promt einen Termin! Zu Beginn ist es sehr befremdlich. Warum fragt er nach Erkrankungen aus den 90ern? Was bitte schön hat das mit meiner Halswirbelsäule zu tun. Nun gut. Zögernd gebe ich alle meine Infos an, wobei man ja auch nicht jammern will. “Du glaubst ja gar nicht, wie viele Leute hier nicht jammern wollen und Dinge verschweigen, aber erstaunt sind, wie viel besser es ihnen nachher geht. Sie leben anschließend in einem Zustand, den sie sich vorher nicht einmal erträumt hätten!” – tack – der saß. Ich fühle mich ertappt und versuche noch mit einem lächeln und einem “na so schlimm ist es nicht” mich heraus zuwinden. Dennoch bin ich neugierig geworden. DAS will ich auch! Einen dauerhaften Wohlfühlzustand. Ohne ein “kleines Zwicken hier, ein bisschen dort aber alles nicht so wild”- Gefühl.

Dann geht es richtig los. Hier wird gedrückt und dort getastet. Allerlei Notizen auf dem Memobord gemacht. Verwirrt mache ich das ganze Prozedere mit. Er drückt auf meiner Bauchdecke rum und sagt sowas wie “das du Menstruationsbeschwerden hast, hast du mir aber auch verschwiegen.” WAASS – wo zum Henker hat er nun die Info her. Prangen auf meinem Bauch subkutane Zeichen, die ich noch nicht entdeckt habe? Wegmachen will er die Beschwerden. Ich bin baff.

Nun geht es an die Galle. Da hat er mächtig dran rum gedrückt. Eigentlich darf ich das so nicht sagen. Da gibt es nämlich ganz schlaue Fachbegriffe für. Aber nach den ganzen Eindrücken ist der mir leider abhanden gekommen. Wie dem auch sei. Hier gedrückt, da gepiesackt und unglaublich viel erklärt.

Mir wird etwas mulmig. WOW – was geht denn hier ab. Ich habe das Gefühl weinen zu müssen. Ich habe das Gefühl unglaublich angestrengt zu sein. Dabei liege ich hier doch einfach nur rum. “Geht es dir gut?”, höre ich, den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, den Therapeuten sagen. “Ähmm, etwas mulmig vielleicht?”, gebe ich zurück. “Ich hatte schon gestandene Männer hier, die plötzlich weinen mussten.”, so er weiter. Schon wieder fühle ich mich ertappt. Kann der eigentlich Gedanken lesen, frage ich mich noch während auch schon seine ausführliche Erklärung kommt. Ich bekomme noch einen Tee angeboten, soll mich noch ein wenig ausruhen und wir werden gleich, nachdem ich mich sortiert habe noch eine kurze Nachbesprechung halten.

DAS finde ich eine gute Idee. Meist ist es doch so, dass man nach Hause geschickt wird und man ist noch nicht ganz aus der Tür raus kommen einem die ganzen Fragen. Zurück ist dann aber keine Option, da der nächste Patient ja schon wartet. So aber kann ich mich in Ruhe sortieren und Fragen gedanklich schon mal formulieren. Was eigentlich Quatsch ist, nachdem ich ja nun weiß, dass er Gedanken lesen kann.

Nach gut 45 Minuten gehe ich nach Hause und fühle mich frei. Etwas ist weg, was war es nur? Ach ja. Der Schmerz. Die Blockade. Dieses mulmige Gefühl. Mein ganzer Körper arbeitet. Ich merke, wie er entgiftet. Die Mundschleimhaut produziert an diesem Abend wie Teufel. Es schmeckt widerlich und ich bin froh, dass es meinen Körper verlässt. Ob es nun an der “Gallendrückerei”, wie ich es in meiner saloppen Ausdrucksweise formulieren würde liegt oder ob andere Faktoren diesen Selbstheilungsprozess ankurbeln ist mir ehrlich gesagt ziemlich wurscht. Gut ist was hilft und hier wurde mir geholfen. DANKE!