Rota-Therapie
Die Rota-Therapie ist ein neurophysiologisches Behandlungsprinzip, das an den Grundlagen der motorischen Entwicklung ansetzt.
Es geht darum, sich mit Rotationen im Raum und in der Wirbelsäule gut koordiniert und ohne Reflexmuster (seien es persistierende frühkindliche Reflexe oder auch erworbene auffällige Bewegungsmuster) zu bewegen. Die Rotationen beeinflussen die zentrale Tonusregulation im Körper, die bei vielen Auffälligkeiten und Krankheitsbildern im Mittelpunkt steht. In der Behandlung werden für Eltern und Angehörige, aber auch für die Patienten selbst leicht erlernbare Bewegungsübungen eingesetzt, bei Kleinkindern und Säuglingen auf dem Schoß, bei Kindern und Erwachsenen auf dem Boden oder je nach Bedarf auch im Bett oder auf der Liege. Um eine optimale Aufrichtung gegen die Schwerkraft zu ermöglichen, sei es beim Krabbeln oder beim Gehen, sind Basisfähigkeiten für eine freie Entwicklung der Kopfkontrolle erforderlich. Diese Basisfähigkeiten werden prophylaktisch in der Therapie und im Alltag gefördert.
Ein Beispiel: Einem Kind fällt es schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, es sitzt unruhig und muss nach kurzer Zeit den Kopf aufstützen oder sogar den ganzen Oberkörper auf den Tisch legen. Die Linien verrutschen, das Lesen und die Konzentration fallen schwer. „Setz dich gerade hin“, hört das Kind mehrmals am Tag, es bemüht sich, aber die Anstrengung zeigt sich vor allem in der Kraft, die Hände müssen angespannt werden, die Zehen krallen sich und die Zähne beißen zusammen, wie es die Redewendung schon sagt. Für die fein- und graphomotorische Entwicklung ist das alles nicht ideal, starre Stifthaltung und Mitbewegungen der Zunge sind oft die Folge.
Mit der Rota-Therapie kann die Sitzsituation so angepasst werden, dass der Kopf nicht gegen die Schwerkraft gehalten werden muss und das Kind durch Rotationsübungen in der Entwicklung einer stabilen Kopf- und Rumpfhaltung unterstützt wird. Durch das Zurücklehnen, d.h. eine breite Auflagefläche, und den Aufbau einer guten Tonusregulation gelingt es viel besser, höhere Lern- und Schreibfähigkeiten zu entwickeln.
Die drei Säulen
Um die Nahrung für das Gehirn anzubieten und somit Einfluss auf die sensomotorische Entwicklung zu nehmen, wird auf 3 Säulen aufgebaut, die individuell auf die Patient*innen abgestimmt werden:
Rotationsübungen
Alltagsgestaltung
Mundbehandlung
Gerade der Mund mit seiner großen Repräsentationsfläche im Gehirn spielt eine wichtige Rolle bei der Tonusregulation.
Viele Studien zeigen, dass persistierende Reflexe Störfaktoren für die „normale“ Entwicklung im sensomotorischen Bereich (Wahrnehmungsdefizite, Koordinations- oder Gleichgewichtsstörungen, …) aber auch im kognitiven Bereich (Lernstörungen, ADHS, …) darstellen. Auch die emotionale Entwicklung (Sicherheit, Ängste, Abgrenzungsprobleme,…) ist oft mit einer Reflexbelastung verbunden. Hier bietet die Rota-Therapie eine Reflexvermeidung und gleichzeitig eine Entwicklungshilfe in den genannten Bereichen.